Hermann Josef Pottmeyer

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Hermann Josef Pottmeyer (* 1. Juni 1934 in Bocholt; † 12. Juni 2023 in Münster)[1] war ein deutscher römisch-katholischer Geistlicher und Fundamentaltheologe.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Studium der katholischen Theologie und der Philosophie in Münster und Rom empfing Hermann Josef Pottmeyer 1960 die Priesterweihe. 1964 wurde er an der Päpstlichen Universität Gregoriana nach der Anfertigung der Dissertationsschrift Der Höhepunkt der Auseinandersetzung um Glauben und Wissenschaft im 19. Jahrhundert. Dogmatisch-historische Untersuchung der Konstitution „Dei Filius“ des 1. Vatikanischen Konzils zum Dr. theol. promoviert. 1974 erwarb er die Lehrbefugnis durch seine Habilitation im Bereich der Systematischen Theologie (Dogmatik und Dogmengeschichte) an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Ebenfalls 1974 erfolgte seine Bestellung zum Ordinarius für Fundamentaltheologie an der Ruhr-Universität Bochum. Als Professor für Fundamentaltheologie wurde er im Jahre 2000 emeritiert.

Ab 1980 war Pottmeyer Mitglied der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz, ab 1987 Berater des Zentralkomitees der deutschen Katholiken. Ab 1993 war er Mitglied im Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen und in der Internationalen Theologenkommission. 1993 wurde er in den Wissenschaftlichen Beirat des Istituto Paolo VI in Brescia berufen.

Hermann Josef Pottmeyer starb am 12. Juni 2023 im Alter von 89 Jahren. Er wurde in seinem Geburtsort Bocholt in der Familiengruft beigesetzt.

Wissenschaftliches Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hermann Josef Pottmeyer setzte sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit maßgeblich mit der Aufarbeitung der Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils auseinander. Er ging davon aus, dass das Potential dieses zentralen kirchlichen Ereignisses des 20. Jahrhunderts noch nicht voll entfaltet worden sei bzw. dass es einer Weiterführung bedürfe.

Eine zentrale Rolle spiele dabei die Konzeption des Dienstes des Papstes innerhalb der Kirche („Das Petrusamt wird seine wahre Dimension, ein Dienst an der Communio aller Kirchen und Christen zu sein, erst gewinnen, wenn seine Konzeption nicht länger von der vorkonziliaren Ekklesiologie bestimmt wird“[2]) sowie die richtige Interpretation der „hierarchischen“ Verfassung der Kirche und der Rolle der Laien in derselben.

Ein wissenschaftliches Hauptverdienst Pottmeyers war die Edition des „Handbuches der Fundamentaltheologie“ gemeinsam mit Walter Kern und Max Seckler, das im deutschen und – in der Übersetzung – im italienischen Sprachraum das Standardwerk dieser Wissenschaftsdisziplin wurde.

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schriften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Verfasser[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Glaube vor dem Anspruch der Wissenschaft: Die Konstitution über den katholischen Glauben „Dei Filius“ des Ersten Vatikanischen Konzils und die unveröffentlichten theologischen Voten der vorbereitenden Kommission (= Freiburger Theologische Studien, Bd. 87). Herder, Freiburg 1968.
  • Das Bleibende an Amt und Sendung des Presbyters: Die ekklesiologische Einordnung des Priesteramtes als Anliegen gegenwärtiger Theologie. In: Lebendige Seelsorge, Jg. 21 (1970), S. 39–48.
  • Theologie der synodalen Strukturen. In: Adolf Exeler (Hrsg.): Fragen der Kirche heute. Echter, Würzburg 1972, S. 164–182.
  • Die Zuordnung von Laie und Priester im pastoralen Dienst. In: Lebendige Seelsorge, Jg. 29 (1978), S. 9–18.
  • Die Rolle des Papsttums im Dritten Jahrtausend (= Quaestiones disputatae, Bd. 179). Herder, Freiburg 1999); französische Ausgabe: Le role de la papauté au troisième millénaire. Les Éditions du Cerf, Paris 2001; italienische Ausgabe: Il ruolo del papato nel terzo millennio. Queriniana, Brescia 2002.
  • Die Verwirklichung des 2. Vatikanischen Konzils. Zentrales Anliegen des Großen Jubiläums 2000, In: Communio. Internationale Katholische Zeitschrift, Jg. 30 (2001), S. 251–260.
  • Das Zweite Vatikanische Konzil und die Communio in Christo. In: Communio in Christo, Jg. 27 (2004), Hedt 1, S. 30–35.
  • Brennpunkt Weihesakrament. In: Reinhard Göllner (Hrsg.): Gott erfahren. Religiöse Orientierung durch Sakramente (= Theologie im Kontext, Bd. 13). Lit, Münster 2005, S. 73–89.

Als Herausgeber und Mitherausgeber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Giuseppe Alberigo und Yves Congar: Kirche im Wandel: Eine kritische Zwischenbilanz nach dem Zweiten Vatikanum. Patmos, Düsseldorf 1982.
  • mit Giuseppe Alberigo und Jean-Pierre Jossua: Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils. Patmos, Düsseldorf 1986.
  • mit Walter Kern und Max Seckler: Handbuch der Fundamentaltheologie. Herder, Freiburg 1985–1988; zweite, verbesserte und aktualisierte Auflage: A. Francke, Tübingen/Basel 2000 (UTB 8170–8173); italienische Übersetzung bei Queriniana, Brescia 1990.
    • Bd. I: Traktat Religion. 1985.
    • Bd. II: Traktat Offenbarung. 1985.
    • Bd. III: Traktat Kirche. 1986.
    • Bd. IV: Traktat theologische Erkenntnislehre. 1988.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Markus Nolte: Spitzentheologe Pottmeyer tot. In: Kirche+Leben, 25. Juni 2023, S. 6.
  2. Die Rolle des Papsttums im 3. Jahrtausend, 122.
  3. Ehrendoktorwürde an Professor Pottmeyer verliehen. Theologische Fakultät Paderborn, 12. Oktober 2020, abgerufen am 13. Oktober 2020.